Das Volk Israel stieg, nachdem das Heer Baschan erobert hatte, vom Bergland Abarim östlich des Nebo hinab in die Tiefebene und lagerte in den Steppen Moabs östlich des Jordan gegenüber von Jericho (4Mose 22,1; 4Mose 33,48). Das Lager erstreckte sich dort von Bet-Jeschimot bis Abel-Schittim (4Mose 33,49; siehe Anlage 6b) – hatte also eine Länge von etwa 7 km.1 In 5Mose 3,29 wird außerdem ergänzt, dass sich das Lager im Tal gegenüber der Stadt Bet-Peor befand, die somit östlich des Lagers lag. Auch die Ortsangabe Schittim in 4Mose 25,1 passt zu diesen Aussagen. Hier dürfte Abel-Schittim gemeint sein. Ich gehe daher davon aus, dass es sich bei all diesen Angaben um dasselbe Lager handelt. An diesem Ort richtete Mose die in 5. Mose aufgezeichneten Worte an das Volk (5Mose 4,44-46). Dieses Gebiet wurde als Steppen Moabs bezeichnet, weil Moab hier früher siedelte und erst durch den Amoriter-König Sihon wenige Jahrzehnte vorher weiter nach Süden bis über den Arnon vertrieben wurde (4Mose 21,26). So ist auch verständlich, dass die Moabiter dem Götzenkult des Baal Peor anhingen (4Mose 25,1-3), der wohl auf dem in der Nähe liegenden Berg Peor – von hier aus konnte man das Lager Israels vollständig überblicken (4Mose 23,28; 4Mose 24,2) – seinen Göttersitz und in der Nähe der Stadt Bet-Peor (Haus Peors) seine zentrale Kultstätte hatte. Diese hatten die Amoriter unangetastet gelassen, da sie vermutlich ebenfalls Baal-Anhänger waren.

Balak, der König Moabs, fürchtete Israel. Er sandte Boten nach Petor in Aram Naharajim2 zu Bileam, dem Sohn Beors, der den Ruf hatte, dass sein Fluch oder Segen unbedingt wirksam waren. Balak bot ihm großen Lohn an, wenn er zu ihm kommen und Israel verfluchen würde, da er hoffte, es dann schlagen und aus dem früher Moab gehörenden Land vertreiben zu können (4Mose 22,3-7). Bileam war jedoch ein Prophet Jahwes, welcher ihm untersagte, Israel zu verfluchen (4Mose 22,12+18). So musste er stattdessen Israel von drei umliegenden Bergen3 dreimal segnen (4Mose 23,1-30; 4Mose 24,1-9), woraufhin Balak den versprochenen Lohn verweigerte (4Mose 24,10-13). Der Bericht endet in 4Mose 24,25 mit der Rückkehr Bileams an seinen Ort. Wie aus 4Mose 31,15-16 und Offb 2,14 zu erkennen ist, gab er aber vorher – vielleicht um seinen Lohn nicht zu verlieren – den Moabitern noch den Rat, die Israeliten durch Frauen zur Hurerei und der Teilnahme am Opfermahl des Baal-Peor zu verführen, damit sie gegen die Gebote Jahwes verstoßen und dieser zornig auf sie wird.

Der Rat Bileams wurde durch Töchter der Moabiter umgesetzt und führte wie erwartet dazu, dass der Zorn Jahwes gegen Israel entbrannte (4Mose 25,1-3). In dieser Situation brachte ein Israelit eine Midianiterin in das Lager Israels und führte sie in sein Zelt. Dies erregte den Zorn von Pinhas, dem Sohn des Hohepriesters Eleasar, der einen Spieß nahm, in das Zelt ging und beide während des Geschlechtsaktes durchstach. Dadurch wurde die Plage gestoppt, die Jahwe wegen des Götzendienstes über Israel gebracht hatte, der 24 ÄLäPh Tote zur Folge hatte (4Mose 25,6-13; zur Deutung der 24 ÄLäPh siehe ‎8.1.2). Bei dem getöteten Mann handelte es sich um Simri, ein Sippenoberhaupt des Stammes Simeon. Die Midianiterin war Kosbi, die Tochter des Zur, eines Stammesoberhauptes der Midianiter (4Mose 25,14-15). Diese Midianiterin wird von Gott neben dem Peor als Begründung für den Rachefeldzug gegen die Midianiter genannt (4M25,18).

  • 1 Laut Anmerkung der Neuen evangelistischen Übersetzung (NeÜ) zu 4Mose 33,49 lag Bet-Jeschimot 7km nördlich des Toten Meeres und Abel-Schittim 14 km nördlich des Toten Meeres.

    2 Nach 5Mose 23,5 liegt Petor in Aram Naharajim, d.h.im Norden des heutigen Syrien, vermutlich jenseits des oberen Euphrat.

    3 Der erste Ort wurde „Höhen Baals“ (4Mose 22,41) genannt – evtl. die zentrale Kultstätte des Baal-Peor – die zweite war der Gipfel des Pisga (4Mose 23,14) und die dritte der Gipfel des Peor (4Mose 23,28).