Zerbst zeigt auf, dass bei einer ungefähren Größenordnung von 36.000 Menschen die zwölf Stämme Israels – bei einer gleichbleibenden Wachstumsrate unter Berücksichtigung der großen Anzahl von Todesfällen durch zwei Seuchen (4Mose 17,6-15; 4Mose 25,1-9) – beim zweiten Zensus wieder eine ungefähr gleiche Gesamtgröße wie beim ersten Zensus hätte.1 Er räumt allerdings selbst ein, dass solche Zahlen „natürlich nicht übermäßig belastbar [sind], da sie auf einer Reihe nicht verifizierbarer Annahmen wie der konstant gebliebenen Wachstumsrate beruhen“.2

Die Annahme, dass das Volk beim ersten und zweiten Zensus ungefähr gleich groß ist, beruht außerdem auf der konventionellen Lesart der Zahlen (603.550 bzw. 601.730) oder auf einer alternativen Lesart ganz ohne ÄaT (5.550 bzw. 5.730). Falls bei den beiden Zählungen eine deutlich unterschiedliche Anzahl von ÄaT zu berücksichtigen wäre, könnte die tatsächliche Volksgröße beim ersten und zweiten Zensus durchaus deutlich voneinander abweichen. Die ungefähr gleiche Volksgröße bei konventioneller Lesart und bei alternativer Lesart ganz ohne Berücksichtigung von ÄaT wäre dann Zufall.

Zudem sind neben den von Zerbst angeführten beiden von ihm als „Seuchen“ bezeichneten Plagen, die wohl durch einen Gerichtsengel ausgeführt zum sofortigen Tod führten, weitere Gerichte benannt, z.B. das Gericht durch die Schlangen (4Mose 21,4-9), bei dem laut Vers 6 „viel Volk aus Israel starb“. Diese Aussage ohne genaue Anzahl lässt auf sehr viele schließen, was die von ihm angenommene Entwicklung ebenfalls deutlich verändern könnte.

Zerbst errechnet in seiner Modellvariante A unter Annahme, dass bei den Leviten drei ÄLäPh als Tausend (ÄaT) zu lesen sind (entspricht 4.300 Leviten), eine Gesamtgröße des Volkes von 28.000 bis 30.000 Menschen – zunächst ohne Berücksichtigung von ÄaT bei den übrigen zwölf Stämmen.3 Damit würde aber der Anteil der Leviten an der Gesamtbevölkerung bei 26,7 bis 28,6 % liegen, was ihm zu hoch erscheint.4 Er nimmt deshalb an, dass auch bei den zwölf Stämmen zusätzliche ÄaT zu berücksichtigen sind. Dadurch sinkt der Anteil der Leviten, aber gleichzeitig steigt der Wert bei seinem zweiten Prüfkriterium, der Anzahl der Kinder je Mutter, an.5 In seiner Tafel 9 wird dieser Effekt für verschiedene Annahmen von zusätzlichen ÄaT bei den zwölf Stämmen dargestellt.6 Für eine Gesamtbevölkerung von 38.000 bis 42.000 erhält Zerbst die plausibelsten Ergebnisse bei seinen Prüfkriterien.

In Tafel 9 ist allerdings ein Rechenfehler enthalten. Um die Gesamtbevölkerung um 10.000 bis 12.000 Menschen zu erhöhen, nimmt Zerbst bei den zwölf Stämmen zehn bis 12 ÄaT an. Die ÄaT beziehen sich jedoch auf die über 20-jährigen Wehrfähigen. Zur Umrechnung auf die Gesamtbevölkerung müsste nach seiner Faustformel eine Verdoppelung auf alle Jungen und Männer und danach eine nochmalige Verdoppelung auf Männer und Frauen erfolgen. Ein ÄaT bei den Wehrfähigen entspricht also 4.000 Menschen bei der Gesamtbevölkerung. Dadurch ergeben sich schon bei zwei ÄaT ((2.000 x 2 x 2) + 28.000 =) 36.000 bzw. bei drei ÄaT ((3.000 x 2 x 2) + 28.000 =) 40.000 Menschen. Um in seinem Modell die plausibelsten Prüfkriterien zu erhalten, müsste Zerbst drei ÄaT annehmen. Dies führt zu den im nächsten Abschnitt dargestellten Problemen. Tafel 9 wäre entsprechend zu korrigieren.

  • 1 Vgl. Zerbst: Größe Israels, S. 120 und Abb. 5 auf S. 120

    2 Ebd., S. 120

    3 Vgl. ebd., S. 127, Abschn. 6.2, Variante A und S. 129, Tafel 9 (erste Zeile)

    4 Vgl. ebd., S. 128, Abschn. 6.2, (f)

    5 Vgl. ebd., S. 128f, Abschn. 6.3

    6 Vgl. ebd., S. 129, Tafel 9