Die beim ersten Zensus gezählten 23.550 Männer im Alter von 20 bis 75 Jahren waren wegen ihres vielfachen Murrens von Jahwe zum Tod in der Wüste verurteilt worden. Sie waren laut 5Mose 2,14-18 bis zur Überschreitung der Grenze Moabs – also schon vor dem im vorausgehenden Abschnitt beschriebenen Gericht – alle umgekommen (siehe ‎4.1.1.1). Am Ende der Wüstenwanderung wären sie 60 bis 115 Jahre alt gewesen. Nach den in Anlage 8b, Tab. 9b dargestellten Annahmen zur Sterbefallverteilung wären z.B. bei der Gruppe der 110- bis 115-Jährigen von der ursprünglichen Jahrgangsstärke 97 % altersbedingt verstorben gewesen. Unter Berücksichtigung dieser Werte und gleichzeitig der vielen Todesopfer durch die Gerichte wäre die Annahme von etwa 6.600 Personen, die eines natürlichen Todes starben, realistisch. Zieht man diese Anzahl und die bekannten 950 Toten infolge des Aufruhrs Korachs von den 23.550 Gemusterten ab, verbleiben 16.000 Männer die durch die weiteren Gerichte (siehe ‎8.1) umgekommen sein müssen.

Bei der Niederlage gegen die Kanaaniter am Anfang der Wüstenwanderung wurde das geschlagene Heer über eine längere Strecke verfolgt und zerstreut (4Mose 14,42-45). Wenn sich etwa 10.000 Mann bei dem eigenmächtigen Zug gegen die Kanaaniter beteiligt haben, können dabei durchaus 4.000 Männer umgekommen sein. Dies entspricht etwa 17% aller Wehrfähigen. Bei den Gräbern der Gier sind die von dem Gericht Betroffenen beim Essen in oder vor ihren Zelten gestorben, die sich über das ganze Lager mit mehr als 100.000 Bewohnern verteilten. Hier waren auch viele Angehörige des mit den Israeliten ausgezogenen Mischvolks betroffen, von dem das Murren ausgegangen war (2Mose 12,38; 4Mose 11,4; siehe auch ‎8.1.6). Bei dem Gericht durch die Schlangen konnten sich die Gebissenen ebenfalls in ihre Zelte zurückziehen, da der Biss nicht sofort tödlich war. Wenn es bei den beiden Gerichten eine etwa gleichhohe Opferzahl gab und beim ersten Gericht auch etwa 1.000 Männer des Mischvolks umkamen, müsste man für die Gräber der Gier 5.500 und das Schlangengericht 6.500 getötete gemusterte Männer annehmen (zusammen 12.000 oder rund 50 % der am Sinai gemusterten Männer), um auf die erwarteten 16.000 Toten bei den Wehrfähigen zu kommen. Zahlen in dieser Größenordnung sind bei Verteilung der Todesfälle über das ganze Lager vorstellbar. Der Tod aller beim ersten Zensus gemusterten Wehrfähigen ist somit erklärbar. Nur zum Vergleich: bei konventioneller Lesart der Zahlen müssten 603.550 getötete Männer erklärt werden.

Bei den beiden letztgenannten Gerichten kamen sicher auch Frauen um. Ob sich die Verurteilung aller über 20-Jährigen zum Tod in der Wüste auch auf die Frauen bezog, ist m.E. aber fraglich. Ebenso ist zu prüfen, ob auch alle beim Auszug über 20-jährigen männlichen Leviten in der Wüste starben. Dies wird in den beiden folgenden Abschnitten untersucht.