Bei den zwölf Stämmen hatte ich in dem in Kapitel ‎5 dargestellten Szenario zum Zeitpunkt des Exodus bei 27.500 Wehrfähigen von 20 bis 75 Jahren eine Gesamtbevölkerung von 95.466 Personen ermittelt. Darin waren 18.210 männliche Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren (davon 15- bis unter 20-Jährige: 3.824) und 24.259 Männer im Alter von 20 bis 60 Jahren enthalten (siehe Anlage 14, Tab. 13 + 14). Daraus folgt ein Verhältnis der 20- bis 60-Jährigen zu den unter 20-jährigen Männlichen von 1 : 0,75 (bzw. von 1 : 0,16 zu den 15- bis unter 20-Jährigen). Bis zum ersten Zensus etwa 1 Jahr später hatte sich die Zahl der 20- bis 75-jährigen Wehrfähigen von 27.500 durch Todesfälle auf 23.550 Mann vermindert. Nimmt man an, dass sich die Todesfälle gleichmäßig auf alle Altersgruppen verteilten, hätte sich die Zahl der 20- bis 60-Jährigen auf (24.259 x 23.550 ÷ 27.500 =) 20.775 Männer verringert. Daraus ergibt sich ein Verhältnis der 20- bis 60-Jährigen zu den unverändert 18.210 unter 20-Jährigen von 1 : 0,88 (bzw. 1 : 0,18 zu den 15- bis unter 20-Jährigen). Diese Bevölkerungsstruktur beruhte allerdings auf einem angenommenen starken Rückgang der Geburten in den letzten 20 Jahren des Ägypten-Aufenthalts, da anders eine Harmonisierung der im Bibeltext angegebenen Zahlen der Wehrfähigen mit denen der Erstgeborenen nicht möglich gewesen wäre.

Bei einem Bevölkerungswachstum mit einer bis zum Ende des 215-jährigen Ägyptenaufenthalts konstanten Wachstumsrate von 3,2335 % (siehe Anlage 11, Tab. 12) – die im hier vorgeschlagenen Szenario in den ersten 195 Jahren zur Erreichung von 27.500 über 20-jährigen Wehrfähigen beim Exodus notwendig ist – hätten sich bei einer Gesamtbevölkerung von 119.856 Personen 30.405 Männliche unter 20 Jahren (davon 15- bis unter 20-Jährige: 5.878) bei ebenfalls etwa 24.256 Männern von 20 bis 60 Jahren ergeben (siehe Anlage 12, Tab. 13 + 14). Dies entspricht einem Verhältnis der 20- bis 60-Jährigen zu den unter 20-Jährigen von 1 : 1,25 (bzw. von 1 : 0,24 zu den 15- bis unter 20-Jährigen). Je höher die Wachstumsrate ist, umso höher ist der Anteil der unter 20-Jährigen an der Gesamtbevölkerung.

Die in Abschnitt ‎8.2.2 für die Plausibilisierung der hochgerechneten 40.780 Wehrfähigen verwendete Geburtenrate von 2,7 Kindern pro Frau führt mit dem vereinfachten Rechentool in Anlage 10, Tab. 11a (linke Tabelle) – aufgrund der viel niedrigeren Kinderzahl sinkt das durchschnittliche Gebäralter (= durchschnittliche Generationslänge) auf 26 Jahre – zu einer Wachstumsrate von 1,53 %. Bei einer konstanten Wachstumsrate von 1,53 % würde sich mit den Rechentools in Anlage 11, Tab. 12 und Anlage 12, Tab. 13 + 14 mit der dort hinterlegten Sterbetabelle ein Verhältnis der 20- bis 60-Jährigen zu den unter 20-Jährigen von 1 : 0,79 ergeben (bzw. zu den 15- bis unter 20-Jährigen von 1 : 0,176) . Mit dem Verhältnis von 1 : 0,176 errechnen sich aus 40.780 Wehrfähigen 7.177 Jünglinge im Alter von 15 bis unter 20 Jahren. Ich schätze, dass davon rund 4.750 (= 66,18%) der Verführung zu Hurerei und Götzendienst erlegen sind. Diese Anzahl ist in den 24.000 bei dem Gericht Umgekommenen enthalten.

Nachdem in den letzten Ägypten-Jahren wegen der vorliegenden Überbevölkerung und deshalb mangelndem Wohnraum Eheschließungen und Geburten in die Zukunft, d.h. auf ein höheres Lebensalter, verschoben wurden, kam es wahrscheinlich schon während des längeren Aufenthalts am Sinai und verstärkt nach den Gerichten mit vielen Toten kurz nach dem Aufbruch vom Sinai zu einer Nachholbewegung bei den Eheschließungen von schon etwas älteren Paaren. Gleichzeitig wuchsen die ersten der beim Auszug unter 20-Jährigen ins heiratsfähige Alter hinein. Dies führte in den ersten Jahren der Wüstenwanderung trotz einer moderaten Geburtenrate von geschätzt 2,7 Kindern je Frau zu geburtenstärkeren Jahrgängen. Bis zur Mitte der Wüstenwanderung waren alle beim Exodus ausgezogenen Kinder und Jugendlichen heiratsfähig. Da außerdem ab dem Beginn der zweiten Hälfte der Wüstenwanderung die am Anfang der Wüstenwanderung geborenen geburtenstarken Jahrgänge ins heiratsfähige Alter kamen, dürfte in dieser Zeit das Lager der Israeliten stark angewachsen sein. Dies zeigt sich an der viel größeren Zahl von 40.780 Wehrfähigen im Alter von 20 bis 60 Jahren am Ende der Wüstenwanderung vor dem Gericht wegen des Baal Peor. Beim Exodus gab es dagegen nur 27.500 Wehrfähigen von 20 bis 75 Jahren, die bis zum ersten Zensus auf 23.550 zurückgegangen waren.

Bis etwa 25 Jahre nach dem Abzug vom Sinai dürfte das Lager so groß geworden sein, dass erneut eine Hinausschiebung von Eheschließungen und ein Rückgang der Geburtenzahlen einsetzte, so dass die Jahrgänge der am Ende der Wüstenwanderung unter 15-Jährigen wieder sehr viel kleiner wurden, als es bei einem weiterhin konstanten Bevölkerungswachstum der Fall gewesen wäre. Durch diese niedrigeren Geburtenzahlen bei den unter 15-Jährigen sowie die 24.000 Toten bei den über 15-jährigen Jünglingen und den Wehrfähigen durch das Gericht wegen des Baal Peor lässt sich erklären, warum es in den ersten Jahrzenten nach der Landnahme nur ein geringes Bevölkerungswachstum gab. Dieses zeigt sich an der – im Vergleich zur angegebenen Heeresgröße von 20.000 Mann bei der Eroberung Jerichos (siehe ‎4.2.1) nur geringfügig angestiegenen – Heeresgröße bei der Strafexpedition der übrigen Stämme gegen Benjamin (siehe ‎4.3.1), die etwa 26 Jahre nach der Überschreitung des Jordans stattfand (siehe ‎4.3).

Aufgrund der niedrigeren Geburtenzahlen in den letzten (39 – 25 =) 14 Jahren der Wüstenwanderung waren die Jahrgänge bei den unter 15-Jährigen deutlich kleiner als bei einer konstanten Wachstumsrate. Deshalb kann das Verhältnis von 1 : 0,79 zwischen 20- bis 60-Jährigen und unter 20-Jährigen, das sich aus einer konstanten Wachstumsrate von 1,53 % ergeben hätte, nicht zur Ermittlung der unter 20-Jährigen, die vor dem Gericht wegen des Baal Peor lebten, angewendet werden. Die ähnliche Situation vor dem Exodus mit einem starken Geburtenrückgang in den letzten 20 Ägypten-Jahren hat gegenüber der Vergleichsberechnung mit einer während des gesamten Ägyptenaufenthalts konstanten Wachstumsrate zu einer Veränderung des Verhältnisses der 20- bis 60-Jährigen zu den unter 20-Jährigen von 1 : 1,25 auf 1 : 0,75 geführt (s.o.). Ein Rückgang von 1,25 auf 0,75 entspricht einem Rückgang um 40 %. Am Ende er Ägyptenzeit lag bei 20 Jahrgängen ein starker Geburtenrückgang vor. Da am Ende der Wüstenwanderung ein Geburtenrückgang nur in den letzten etwa 14 Jahren vorlag, kann man dort von einer Reduzierung um etwa 30 % ausgehen. Dies entspricht einer Reduzierung von 0,79 auf 0,55. Das bei einer konstanten Wachstumsrate von 1,53 % während der gesamten Wüstenwanderung entstehende Verhältnis der 20- bis 60-Jährigen zu den unter 20-Jährigen von 1 : 0,79 (s.o.) verändert sich dadurch auf 1 : 0,55. Dieses Verhältnis lege ich deshalb bei der Hochrechnung der Gesamtbevölkerung aus den Wehrfähigen, die am Ende der Wüstenwanderung vor dem Gericht wegen des Baal Peor lebten, zugrunde.