Wie in Abschnitt ‎5.7.1 aufgezeigt, wurde das Land Gosen 90 Jahre vor dem Exodus als voll bezeichnet. Dies wird nicht als subjektive Meinung des damaligen Pharaos dargestellt – obwohl dieser laut 2Mose 1,9 aufgrund der großen Zahl der Israeliten Handlungsbedarf äußert – sondern als Tatsachenbericht des zeitgenössischen Verfassers dieses Berichts (2Mose 1,7). Meine vereinfachte Hochrechnung ergab für dieses Jahr – das 125. Jahr in Ägypten – eine Bevölkerung bei den zwölf Stämmen von 6.836 Personen (siehe Anlage 11, Tab. 12, Spalte „kumuliert“) zzgl. etwa (6.836 ÷ 11 =) 621 Leviten. Ich schätze, dass es daneben noch etwa 4.000 Sklaven gab. 

Laut Anlage 11, Tab. 12 (Spalte „kumuliert“, 5. Zeile von unten) hatte sich die Bevölkerungszahl 70 Jahre später am Ende des 195. Ägyptenjahres um den Faktor 9,3 auf 63.422 Personen erhöht. Aus dieser Bevölkerungszahl ergeben sich 20 Jahre später beim Exodus die erforderlichen 27.500 Männer zwischen 20 und 75 Jahren (siehe ‎5.6). Diese Männer müssen 20 Jahre vor dem Exodus geboren gewesen sein, so dass die Bevölkerungszahl von 63.422 zu dieser Zeit kaum reduziert werden kann. Daneben gab es m.E. weiterhin eine stagnierende Sklavenpopulation von rund 4.000 Personen und eine geschätzte Zahl von (63.422 ÷ 11 =) 5.765 Personen aus dem Stamm Levi. Hätte Israel in dem begrenzten Land Gosen allein von der – gegenüber dem Ackerbau deutlich landintensiveren – Viehwirtschaft leben müssen, hätte schon diese Vermehrung nicht stattfinden können.

Dadurch, dass die Ägypter die Israeliten aber zur Fronarbeit heranzogen, erhielten sie von diesen die Grundnahrungsmittel Fleisch und Brot (2Mose 16,3). Die Frauen und Töchter mussten mit ihren Nutztieren und durch Gemüseanbau bzw. die Jungen durch Fischfang (4Mose 11,5, siehe 5.2.3.2) und vielleicht die Jagd auf Zugvögel lediglich noch ein Zubrot erwirtschaften, so dass sie mit weniger Tieren und entsprechend kleineren Weide- und Anbauflächen auskamen. Die vordergründig für die Israeliten negativ erscheinende Fronarbeit hat somit die große Vermehrung überhaupt erst ermöglicht. Andererseits erklären die für eine dauerhafte vollständige Ernährung viel zu kleinen Viehherden auch die spätere Sorge des Volkes um genügend Nahrung (2Mose 16,3) und dass offensichtlich in der Wüste selten Fleisch auf dem Speiseplan stand (4Mose 11,4).

In den letzten 20 Jahren hätte sich bei Fortschreibung der bisherigen durchschnittlichen Wachstumsrate die Bevölkerungszahl der zwölf Stämme nochmals nahezu verdoppelt auf 119.853 Personen (siehe Anlage 11, Tab. 12, Spalte „kumuliert“, letzte Zeile) zzgl. etwa (119.853 ÷ 11 =) 10.896 Leviten und 4.000 Sklaven. Spätestens jetzt muss deshalb davon ausgegangen werden, dass der extreme Siedlungsdruck zu einem Rückgang des Bevölkerungswachstums führte. Dazu im nächsten Abschnitt mehr.