Wie im vorausgehenden Abschnitt aufgezeigt, bestehen erstaunliche Parallelen beim Verhältnis von Ruhestandsbeginn zu Sterbealter zwischen den alttestamentlichen Angaben und den heute in Deutschland vorliegenden Werten. Nachfolgend untersuche ich, ob auch bei weiteren Parametern im Zusammenhang mit der Sterblichkeit Parallelen vorliegen könnten. Der folgende Kurzüberblick des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung zeigt die Entwicklung der Sterblichkeit in Deutschland in den letzten 150 Jahren (Hervorhebungen durch Fettdruck durch M.K.):

Die Sterblichkeit in Deutschland zeigt langfristig unterschiedliche Teilprozesse: Ende des 19. Jahrhunderts beginnt der erste deutliche Rückgang des Sterblichkeitsniveaus vor allem im Bereich der Säuglings-, Kinder- und Müttersterblichkeit. Während von den Lebendgeborenen des Jahrgangs 1871 nur 62 Prozent der Jungen und 65 Prozent der Mädchen 10 Jahre alt wurden, erreichen heute über 99,5 Prozent dieses Alter. Der medizinische Fortschritt und die Verbesserung der Ernährungs-, Hygiene- und Wohnbedingungen haben neben anderen Faktoren zur sinkenden Mortalität von Säuglingen, Kindern und Müttern geführt.

Die Sterblichkeit im 20. Jahrhundert war durch zwei unterschiedliche Perioden geprägt: In der ersten Hälfte des Jahrhunderts ist vor allem die starke Übersterblichkeit der Männer im Zusammenhang mit den Kriegen hervorzuheben, die insbesondere die Geburtsjahrgänge bis einschließlich 1929 betrifft. So lebten nach den beiden Weltkriegen im früheren Bundesgebiet nur noch 72 Männer je 100 Frauen aus dem 1920er Geburtsjahrgang, in der DDR lag das Geschlechterverhältnis für diesen Jahrgang sogar bei 60 Männern zu 100 Frauen. Ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist die Sterblichkeit kaum noch von externen Mortalitätseinflüssen wie Kriegen, Naturkatastrophen oder Krankheitsepidemien betroffen. Hier vollzieht sich der Rückgang der Sterblichkeit vor allem in den höheren Altersgruppen. Der Sterblichkeitsrückgang spiegelt sich im Anstieg der Lebenserwartung wider.1

Es werden zwei Ursachen für den deutlichen Rückgang der Säuglings-, Kinder- und Müttersterblichkeit und damit natürlich auch für einen starken Anstieg der durchschnittlichen Lebenserwartung in Deutschland genannt, nämlich der Fortschritt bei der medizinischen Versorgung und die Verbesserung der Ernährungs-, Hygiene- und Wohnbedingungen. Nachfolgend untersuche ich die alttestamentlichen Texte auf Hinweise darauf, wie diese beiden Faktoren bei den Israeliten im Zeitumfeld des Ägyptenaufenthalts ausgesehen haben und welche weiteren Faktoren zu einer niedrigen Sterblichkeit bei den höheren Altersgruppen beigetragen haben könnten.