Nachfolgend habe ich die für das hier vorgestellte Szenario von mir vorausgesetzten demographischen Rahmenbedingungen für die Zeit in Ägypten und einige darauf beruhende Kennzahlen, die beide in den Kapiteln ‎5 bis ‎7 ausführlich dargestellt wurden, zu jeweils fünf Thesen zusammengefasst. In Fortsetzung zu den zehn Thesen in Abschnitt ‎4.8 beginne ich mit Nummer 11):

Vorausgesetzte demographische Rahmenbedingungen, die auf Kontextangaben im Alten Testament gründen:

11)  Ausgehend von den in 1Mose 46,8+26-27 genannten 70 Seelen des Hauses Jakob, die nach Ägypten kamen (siehe 5.‎5.1), ergibt sich inklusive der dort nicht genannten Ehefrauen eine Ausgangsbevölkerung von 128 Personen für die zwölf Stämme ohne Levi und von acht Personen für Levi (siehe ‎5.5.4 und Anlage 9, Tab. 10, Differenzierung nach Geschlecht und Altersgruppen siehe Anlage 9a, Tab. 10a).

12)  Der Aufenthalt der Israeliten in Ägypten dauerte 215 Jahre (Details zur Deutung der 430 Jahre in 2Mose 12,40 siehe ‎5.1.2ff sowie Anlagen 7b und 7c). In 215 Jahren hat sich die Ausgangsbevölkerung auf die beim Exodus vorhandene Endbevölkerung vermehrt.

13)  Die Altersgrenze für die Befreiung von Arbeitspflicht bzw. Heeresdienst lag bei 70 bis 80 Jahren (Ps 90,10, siehe ‎5.2.2.2). Das erreichte Lebensalter lag in Ausnahmefällen noch bei über 130 Jahren, z.B. 137 Jahre bei Amram, dem Vater Moses, folgte aber einem eindeutigen Abwärtstrend, so dass das Höchstalter zum Zeitpunkt des Exodus wohl eher bei 120 bis 125 Jahren lag. Aus diesen beiden Bandbreiten für den Ruhestandseintritt und das Höchstalter lassen sich in Verbindung mit weiteren biblischen Kontextangaben und Aussagen in geschichtlichen Quellen zu den damaligen Lebensbedingungen die in Anlage 8b, Tab. 9b dargestellte Sterbetafel und ein durchschnittliches Lebensalter von etwa 88 Jahren (siehe ‎5.2.4) abschätzen.

14)  Bei einem hohen Lebensalter ist auch ein höheres Heiratsalter wahrscheinlich. Das früheste Heiratsalter lag bei Männern und Frauen bei 20 Jahren. Bis dahin dienten die Töchter als Mägde im Haus ihrer Eltern. Weil durch die Männer ein Brautpreis zu leisten war, konnte sich die Heirat auch noch weiter verzögern (siehe ‎5.4.1). Da Männer eine zweite Frau heiraten konnten, z.B. wenn die erste keine Kinder bekam, konnten aber vermutlich die allermeisten Frauen zumindest als zweite Ehefrau eine Heirat erreichen. Deshalb ergab sich eine Heiratsquote bei den Frauen von 98 % (siehe ‎6.3.2).

15)  Die Kinder wurden relativ lange zumindest noch teilweise gestillt. Die Söhne wurden erst im Alter von fünf Jahren zur weiteren Ausbildung aus dem Erziehungsbereich der Mutter entlassen (siehe 5.‎4.2). Dies führte zu einem größeren Abstand zwischen den Kindern von i.d.R. mindestens zwei bis drei Jahren – Ausnahmen bestätigen die Regel: z.B. Lea, die sich durch Kinder die Liebe Jakobs erkaufen wollte. Das durchschnittliche Gebäralter – das der mittleren Generationsdauer entspricht – lag bei etwa 29 Jahren (siehe ‎5.4.3 und ‎5.6.2).

Kennzahlen, die sich aus den vorstehenden Rahmenbedingungen und den in Abschnitt ‎7.5.1 vorgestellten Zielgrößen ergeben:

16)  Auf die Zeit des Aufenthalts Israels in Ägypten entfielen bei der angenommenen mittleren Generationsdauer von 29 Jahren im Durchschnitt etwa 7,4 Generationen (siehe 5.‎6.2). Bei der Hohepriesterlinie waren es – entsprechend der Verheißung an Abraham in 1Mose 15,16 – nur vier Generationen von Kehat bis Eleasar (siehe ‎5.1.1 und Anlagen 7a und 7b).

17)  Die durchschnittliche Kinderzahl je Frau betrug bei den zwölf Stämmen in den ersten 195 Jahren in Ägypten ca. 4,6 Kinder (siehe ‎5.6.2). Bei einem Anteil von etwa 7,3 % kinderlosen Frauen (Ehelosigkeit, Unfruchtbarkeit von Frau oder Mann: siehe ‎6.3.2), entfielen auf jede Mutter durchschnittlich etwa 5,0 Kinder (siehe ‎7.1.5.3). In den letzten 20 Jahren in Ägypten gingen wegen extremer Überbevölkerung des Landes Gosen beide Kennzahlen wie auch die Heiratsquote deutlich zurück (siehe These ‎18).

18)  In den ersten 195 Jahren in Ägypten betrug in dem vorgestellten Szenario die Bevölkerungswachstumsrate bei den zwölf Stämmen im Durchschnitt etwa 3,24 %. In den letzten 20 Jahren gab es aufgrund der extremen Überbevölkerung im Land Gosen einen Wachstumseinbruch auf 2,04 %. Die durchschnittliche Wachstumsrate über die ganze Zeit in Ägypten betrug für die zwölf Stämme 3,12 % (siehe ‎5.8.1 und ‎5.9 sowie Anlage 13, Tab. 15) – bei einer Spanne von 2,61 bis 3,71 % für die einzelnen Stämme (siehe Anlage 17, Tab. 22).

19)  Bei den Leviten ergab sich eine deutlich stärkere Vermehrung als beim Durchschnitt der übrigen zwölf Stämme. Diese Vermehrung entspricht einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 3,72 % (siehe 7.‎1.5.2). Die Leviten stellten aufgrund des gegenüber den zwölf übrigen Stämmen deutlich höheren Bevölkerungswachstums 17,75 % aller Israeliten (siehe ‎7.1.5.1).

20)  Da man bei der Sterblichkeit, der Unfruchtbarkeitsrate und dem auf langjährigen Traditionen beruhenden frühesten Heiratsalter bei den Leviten von ähnlichen Werten wie beim übrigen Volk ausgehen kann, dürften für das stärkere Bevölkerungswachstum vor allem größere Kinderzahlen und eventuell zusätzlich ein niedrigeres durchschnittliches Gebäralter ursächlich gewesen sein. Nimmt man auch ein gleiches durchschnittliches Gebäralter und damit auch eine gleiche mittlere Generationsdauer von 29 Jahren an, wäre für die dargestellte Vermehrung bei den Leviten in den ersten 195 Ägypten-Jahren eine durchschnittliche Kinderzahl je Frau von 5,5 bzw. je Mutter von 5,9 Kindern notwendig gewesen (siehe 7.‎1.5.3).

Ergänzend zu meinem auf stark vereinfachten Berechnungen beruhenden Szenario werden im nächsten Abschnitt detailliertere Vergleichsberechnungen zur Bevölkerungsentwicklung der Israeliten in Ägypten vorgestellt, die auf einer Hochrechnung der Bevölkerung mit einer methodisch angemesseneren Modellierung dieser Entwicklung mit Hilfe eines dafür entwickelten EDV-Programms beruhen.