In Anlage 9, Tab. 10 wurde die Ausgangsbevölkerung je Stamm ermittelt (siehe ‎5.5.4). Levi hatte eine Ausgangsbevölkerung von acht Personen. Bei einem Bevölkerungswachstum in 215 Jahren auf eine Endbevölkerung von 20.600 Personen ergibt sich bei den Leviten folgende durchschnittliche Wachstumsrate pro Jahr (alternative Darstellung siehe Anlage Formeln zu Kap. 7):

                        r = [ (20.600 ÷ 8) ^ (1 ÷ 215) – 1 ] × 100 = 3,720 %

Für die übrigen Stämme wird die jeweilige Wachstumsrate in Ägypten in Anlage 17, Tab. 22 (untere Tabelle) errechnet. Es ergibt sich eine sehr breite Spanne von 2,61 bis 3,71 %. So hat der Stamm Benjamin eine Ausgangszahl von 22 Personen (Benjamin mit zehn Söhnen und jeweils einer Ehefrau) und kommt in Verbindung mit der zweitniedrigsten Endbevölkerung auf den niedrigsten Wert von 2,61 %. Dan hat nur einen Sohn und damit eine Ausgangszahl von vier Personen. Er kommt in Verbindung mit der zweitgrößten Endbevölkerung auf eine Wachstumsrate von 3,71 % – nahezu gleichhoch wie Levi.

Sebulon, der mit acht Personen die gleiche Ausgangsanzahl hat wie Levi, kommt auf eine Rate von 3,33 %. Diese führt bis zum Exodus zu 9.200 Menschen, mithin lediglich 44,7 % der Endbevölkerung von Levi (20.600 bei 3,72 %). Dies zeigt, dass über den langen Zeitraum von 215 Jahren schon geringe Abweichungen bei der durchschnittlichen Wachstumsrate zu gewaltigen Unterschieden bei der Endbevölkerungszahl führen können.

Mit Manasse (3,51 %), Ephraim (3,63 %) und Dan (3,71 %) gibt es drei Stämme, deren Wachstumsraten über 3,5 % liegen und damit der Rate von Levi (3,72 %) nahekommen. Eine Rate von 3,72 % ist verglichen mit der aktuellen Wachstumsrate der Weltbevölkerung allerdings sehr hoch. Einzelne Länder hatten in den letzten 50 Jahren aber durchaus ähnlich hohe Wachstumsraten. So hatte z.B. Kenia im Zehnjahreszeitraum 1961 bis 1970 Wachstumsraten zwischen 3,78 und 4,05 %.1 Im gleichen Zeitraum gab es in Kenia eine vernachlässigbare Nettomigrationsrate von 0,0 bis +0,5 pro 1.000 Einwohner (bei zwei Ausreißern mit -1,1 und +0,9).2 Auch bei weiteren afrikanischen Ländern gab es in diesen Zeiträumen sehr hohe Wachstumsraten bei niedrigen positiven Migrationssalden, z.B. bei Ruanda: bis 3,82 % (1982) und bei Simbabwe: bis 4,00 % (1982).3 Die hohen Wachstumsraten bei vielen afrikanischen Ländern kamen in einer Phase zustande, als die vorher sehr hohe Sterblichkeit (auch bei Müttern und Säuglingen) aufgrund der Verbesserung der medizinischen Versorgung und der hygienischen Verhältnisse deutlich zurückging, gleichzeitig aber die Kinderzahlen je Frau noch hoch blieben. Im zentralafrikanischen Land Niger beispielsweise lagen die Geburtenraten zwischen 1950 und 2018 durchgehend zwischen sieben und acht Kindern pro Frau (durchschnittliches Gebäralter 29 Jahre), bei einer stetig rückläufigen Sterberate. Dort gab es sogar noch im Zehnjahreszeitraum von 2010 bis 2019 Wachstumsraten von 3,74 bis 3,87 %, und dies bei einer durchschnittlichen Nettomigrationsrate von 0,0 in diesem Zeitraum.4

Nimmt man bei den Israeliten damals eine deutlich geringere Sterblichkeit (siehe ‎5.2.4) an, als sie in den genannten Entwicklungsländern noch bis heute vorliegt, und gleichzeitig rund fünf Kinder je Frau, so sind dauerhafte Wachstumsraten in dieser Größenordnung denkbar. Für Israel ist außerdem die besondere Mehrungsverheißung an Abraham (1Mose 15,5; 1Mose 17,6; 1Mose 22,17), Isaak (1Mose 26,4) und Jakob (1Mose 28,14) sowie der Bericht in 2Mose 1,7 über die überaus starke Vermehrung in den ersten rund 125 Jahren in Ägypten (siehe ‎5.7.1) zu berücksichtigen.

Wenn Levi und seine Nachkommen tatsächlich schon von Anfang an für den Dienst Gottes auserwählt waren (siehe ‎7.1.3.1) und sie später auf das ganze Siedlungsgebiet der Israeliten verteilt werden sollten, halte ich es für durchaus stimmig, dass die Mehrungsverheißung bei ihnen besonders stark zur Auswirkung kam.

Um zu zeigen, dass auch bei der Kinderzahl je Frau bei den Leviten nur ein geringfügig höherer Wert als bei den zwölf Stämmen notwendig war, um die deutlich höhere Bevölkerungszahl dieses Stammes zu erreichen, führe ich im nächsten Abschnitt nun noch einen Vergleich dieser Kennzahl durch.

  • 1 Vgl. UNITED NATIONS DESA / POPULATION DIVISION, World Population Prospects 2022, Url: https://population.un.org/wpp/Download/Standard/MostUsed/ (Aufruf: 23.11.2022);
    - Download Data files: “Compact (estimates and medium projections) (xlsx)”; In der heruntergeladenen xlsx-Datei:
    - Spalte C “Region, subregion, country or area” filtern auf Inhalt: “Kenya”;
    - Spalte V “Population Growth Rate (percentage)” ablesen für die gewünschten Jahre (siehe Spalte K “year”)

    2 Vgl. ebd. Spalte BM „Net Migration Rate (per 1,000 population)”. Der höchste Wert von 0,9 pro 1.000 Einwohner im Jahr 1965 entspricht insgesamt einem Migrationsüberschuss von nur 9.000 Menschen (siehe Spalte BL „Net Number of Migrants) bei 521.000 Geburten (siehe Spalte X „Births“) und einer Wachstumsrate von 4,05 % (siehe Spalte V „Population Growth Rate, percentage“). Auch ohne diesen geringen Migrationsüberschuss hätte die Wachstumsrate noch 3,99 % betragen.

    3 Vgl. ebd., Spalte C “Region, subregion, country or area” filtern auf Inhalt: “Rwanda“ und „Zimbabwe”; Spalte V “Population Growth Rate (percentage)” ablesen für die gewünschten Jahre (siehe Spalte K “year”)

    4 Vgl. ebd., Spalte C “Region, subregion, country or area” filtern auf Inhalt: „Niger”, Spalte V “Population Growth Rate (percentage)” ablesen für die gewünschten Jahre (siehe Spalte K “year”). Siehe auch Spalte AA „Total fertility Rate (life births per women)”, Spalte AC “Mean Age Childbearing (years)”, und Spalte AH “Crude Death Rate (deaths per 1,000 population)” sowie Spalte BM “Net Migration Rate (per 1,000 population)”