In diesem Kapitel untersuche ich alle großen Zahlen, die im Zusammenhang mit der Wüstenwanderung und den Eroberungskriegen im Ostjordanland noch vor dem Tod Moses vorkommen. Ich beginne mit den großen Opferzahlen bei den Gerichten während der Wüstenwanderung. Diese sind aufgrund der nach Neubewertung deutlich niedrigeren Mann-Zahlen beim ersten Zensus daraufhin zu überprüfen, ob eine alternative Deutung der ÄLäPh-Angaben notwendig ist. Von der größeren Anzahl an Gerichten ist nur bei zwei eine Zahl der Todesopfer explizit angegeben, von denen tatsächlich nur eine neubewertet werden muss. Für die übrigen Gerichte ergibt sich eine ungefähre Todeszahl aus der Tatsache, dass alle beim ersten Zensus am Sinai gemusterten wehrfähigen Männer – m.E. aber weder alle gleichaltrigen Frauen noch alle männlichen Leviten der entsprechenden Altersgruppe – während der 39-jährigen Wüstenwanderung sterben mussten. Daraus ergeben sich weitere Erkenntnisse zur Bevölkerungsentwicklung während der Wüstenwanderung und der daraus folgenden Basis bei der übrigen Bevölkerung für eine Hochrechnung der Mann-Zahlen des zweiten Zensus auf eine überschlägige Gesamtbevölkerung. Diese Hochrechnung wird im Anschluss durchgeführt.

Zur Gesamtbevölkerung der Israeliten sind die Nachkommen der von Jakob nach Ägypten mitgebrachten Sklaven, die unter der Bezeichnung Mischvolk mit den Israeliten aus Ägypten auszogen, hinzuzuzählen sowie die gefangengenommenen midianitischen Jungfrauen, die als Sklavinnen (und spätere mögliche Heiratskandidatinnen) der Israeliten mit in das Land einzogen. Deshalb gehe ich in der Folge auch auf die in Abschnitt ‎4.1.5 zurückgestellte Frage ein, ob und wenn ja wie eine Neubewertung der ÄLäPh-Vorkommen in den Beutezahlen des Midianiter-Feldzuges erfolgen kann. Auch hier lässt sich eine Neubewertung der Zahlen schlüssig begründen. Insbesondere führen auch die von Jahwe vorgegebenen Verteilungsregeln für die Beute und die daraus abgeführten Abgaben an Jahwe und die Leviten bei den neubewerteten Zahlen – anders als bei den konventionellen Wehrfähigen- und Beutezahlen – zu nachvollziehbaren Ergebnissen für alle Israeliten. Dies zeige ich anhand der Pro-Kopf-Anteile aller vier Empfänger-Gruppen.

Zum Vergleich ziehe ich weitere Angaben zu Beute- oder Tribut-Zahlen bzw. zu größeren Tierherden aus der Königszeit heran. Dabei untersuche ich neben anderen Opferzahlen auch die nach konventionellen Angaben weit überhöhten – und deshalb vielfach angezweifelten – Opferzahlen bei der Tempeleinweihung durch Salomo. Daraus ergibt sich die Erkenntnis, dass spätestens in der Königszeit auch außerhalb des militärischen Kontextes bei großen Zahlen der Begriff ÄLäPh mit der Bedeutung „Zähleinheit 50“ Verwendung fand. In der Folge zeige ich auf, dass die Entwicklung dieser alttestamentlichen Zähleinheit bis ins Detail erstaunliche Parallelen zu der Entwicklung der im deutschen Sprachraum bis ins letzte Jahrhundert neben dem Zehnersystem häufig verwendeten Zähleinheit „Dutzend" aufweist.

Abschließend nehme ich eine grobe Verteilung der Gesamtbevölkerung inklusive des Mischvolks und der midianitischen Jungfrauen auf die Siedlungsgebiete östlich und westlich des Jordans vor.